Interview

Andrea Löffler – Durch Gesang wieder Stabilität erleben

Andrea Löffler ist seit 15 Jahren Gestalttherapeutin, Sängerin und Stimm- und Gesangscoach. Sie bietet sowohl online, als auch in ihrer Praxis, dem „Raum für dein Leben“, kreative und tiefgreifende Angebote an, damit Menschen wieder Stabilität in sich selbst erleben.

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Außerdem hat sie zusammen mit ihrer Freundin und Kollegin das Coachingunternehmen „Menschen stärken“ gegründet.

Andrea Löffler über Gestalttherapie und ihre Arbeit mit ihrer Stimme

Sie spricht darüber, wie sie Menschen mit ihrem Gestalt-Gespräch, durch Meditation und durch die Arbeit mit ihrer Stimme dazu anregt das Erlebende zu erforschen.
Andrea Löffler - Gestalttherapeutin
Wer bist du?

Ich bin Andrea, eine Frau mit 50 Jahren Lebenserfahrung.

Wie würdest du dein Leben beschreiben?

Vor allem NICHT GERADLINIG und dennoch meinem roten Faden folgend.

Hast Du feste Rituale oder Routinen im Leben?

Ja. Ich beginne meine Arbeit am Morgen immer erst um 11 Uhr. Davor nutze ich die Zeit für mindestens 2 Tassen Milchkaffee, Meditation  und seit einiger Zeit die immer gleiche Yoga-Abfolge von 15 Minuten.

Vor Corona gab es eine Routine mit meiner Freundin: Wir sind jeden Mittwoch Abend schwimmen gegangen. Ich hoffe, dass ich diese Routine bald wieder leben kann.

Jetzt haben wir eine neue Routine geschaffen: Jeden Mittwoch einen  Waldspaziergang.

Was genau tust Du und wie hilfst Du dadurch anderen?

Andrea Löffler: Ich rege Menschen dazu an, alles, was sie erleben, zu erforschen.

Das tue ich im Gestalt-Gespräch, durch Meditation und durch die Arbeit an und mit Stimme. Das Eintauchen und Erforschen fördert unmittelbaren Kontakt mit dem, was im Jetzt und Hier gerade los ist.

Selbst, wenn alte Geschichten zu Problemen in der Gegenwart geführt haben, können diese nur im Jetzt verändert werden. Doch dafür muss ich mir erst einmal gewahr werden.

Ich lade Menschen ein, eine wohlwollende Haltung sich selbst und anderen Menschen gegenüber einzunehmen.

Wie und Weshalb bist Du zu dieser Berufung gekommen?

Als ich mit 36 mit der 6jährigen Ausbildung zur Gestalttherapeutin begann, war mein Leben sehr durcheinander. Ich hatte viele Ängste und erlebte unglaublich viel inneren Druck und Stress.

Heute weiß ich, dass traumatische Erlebnisse dahintersteckten.

Mein 1. Lehrtherapeut sagte zu mir:“In dir ist so Vieles schon da, doch du bist total löchrig und unsortiert. Ja, du handelst sogar verantwortungslos, grenzenlos dir selbst und Anderen gegenüber.“

Tatsächlich fühlte ich mich sehr häufig dumpf, abgespalten von mir, meinen Handlungen und meinem Körper.

In der langen Ausbildung, in der die Selbsterfahrung ein großes Element ist, lernte ich, mich zu spüren, präsent wahrzunehmen, was wirklich gerade jetzt ist und ich fing an, mich zu spüren und Verantwortung für mein Tun und Handeln zu übernehmen. Es waren schwere und gleichzeitig die besten Jahre meines bisherigen Lebens.

Seitdem bin ich ein Selbsterforschungsjunkie. Dabei erlebe ich Sinn und Erfüllung, was eine Berufung ja wohl ausmacht.

Andrea Löffler über Gesangs- und Stimmarbeit

Andrea Löffler - Gesangscoach
Was sind die häufigsten Vorurteile bei der  Gestalt- und Stimmarbeit?

1. „Wenn ich zu dir komme, dann muss ich malen, töpfern, klöppeln, gestalterisch tätig sein….Das kann ich nicht!“

2.Es ist nicht so viel wert, als wenn ich zu einem Psychotherapeuten gehe.

3. Ich kann nicht singen, dann kann ich nicht mit dir arbeiten.

Gestalt wird immer wieder verwechselt mit Gestaltung.

Was sind die wichtigsten Eigenschaften, um beruflich erfolgreich zu sein?
  • das Dranbleiben am roten Faden
  • Selbstregulation
  • Selbstannahme
  • Selbstfürsorge
  • die Bereitschaft sich selbst immer wieder zu erweitern
  • Die Bewusstheit über die eigene Macht und Selbstwirksamkeit
  • Vergleiche und Konkurrenzdenken aufgeben
  • Co-Kreationen und Netzwerk pflegen
Was siehst Du als Weg zu innerem und äußerem Frieden?

Andrea Löffler: Es gibt viele Wege, die zu innerem und äußeren Frieden führen können. Mein Weg ist der Gestaltweg, der mir immer wieder aufzeigt, wie wichtig eine wohlwollende Haltung mir selbst und anderen gegenüber ist.

Innerer und äußerer Frieden ist ein großes Ziel.

Mich interessiert der Prozess, der zu Frieden führen kann. Und dieser Prozess beinhaltet oft viel Schlamm. Ein Zitat von Thich Nhat Hanh besagt: „Kein Schlamm, kein Lotus“. Genauso ist es!

Welche Person, Mentor oder welches Buch hat Dich in Deinem Leben am meisten beeinflusst/ inspiriert?

Meine Lehrer Anke und Erhard Doubrawa haben mich sehr inspiriert. Ich habe ihren Einfluss auf mein Leben gern zugelassen.

Das Buch „Einladung zur Gestalttherapie“ von E. Doubrawa war dahingehend mein Einstieg. Es gibt natürlich noch viele andere Bücher und Menschen, die mich inspirieren.

Welches ist dein Lieblingszitat und weshalb?

Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ (A. Schweitzer) Dieses Zitat ist ganz einfach, nicht abgehoben und besagt, dass wir Menschen alle in einem Boot sitzen.

Das gefällt mir.

Andrea Löffler über Erfolg & Misserfolge

Andrea Löffler Coaching
Welche Erfahrungen (Erfolge, Misserfolge) haben Dein Leben grundlegend verändert? Was hast Du aus diesem Scheitern gelernt?

Andrea Löffler: Mit 22 Jahren hatte ich einen ganz anderen Beruf, als jetzt.  Ich wollte im Vertrieb Karriere machen. Ein Firmenwagen und hohe Provisionen fütterten damals mein junges Ego.

Allerdings war ich sehr überfordert und konnte in der harten Welt des Verkaufs-Businesses nicht mithalten. Schließlich konnte ich eines Tages nicht mehr.

Ich war im Burnout gelandet und musste mich aus dem Vertrieb zurückziehen.

In der Rückschau hatte ich ein völlig falsches Selbstbild. Ich rannte einem Ideal nach, was nur in meiner Vorstellung war. Ich habe daraus gelernt, dass es wertvoll ist, mir die Zeit zu nehmen, herauszufinden, wer ich bin, welche Gaben und Talente in schlummern und womit ich mein Geld verdienen möchte.

Ich habe auch gelernt, dass Lebenswege nicht geradlinig sind. Und, dass das okay ist.

Worin liegt deiner Meinung nach, die größte Herausforderung in der heutigen Zeit?

Ich glaube, es gibt nicht DIE größte Herausforderung.

Es gibt so viele unterschiedliche Herausforderungen. Eine berufstätige Mutter, die gleichzeitig Homeschooling regeln muss hat zur Zeit andere Herausforderungen als ein Student, der fürs Studium in eine andere Stadt gezogen ist und keine Mitstudenten kennenlernen kann.

Jemand, der seit einem Jahr in Kurzarbeit ist, hat noch andere Herausforderungen. So könnte ich weiter aufzählen.

Eine kollektive Herausforderung, die sich vermutlich auch noch lange hält,  ist die Unsicherheit, die überall zu spüren ist. Und auch, dass Menschen sich anfeinden, sobald unterschiedliche Meinungen vorhanden sind.

Der gewaltige Stress, der Druck und die Ängste, die Menschen erleben, hinterlassen Spuren.

An welchem Punkt im Leben, kommen die Menschen zu dir und mit welchen Problemen?

Andrea Löffler: In meine Gestaltpraxis kommen die Menschen, wenn es ihnen mit sich selbst und in ihren Beziehungen nicht mehr gut geht.

Sie fühlen sich sehr gestresst oder „total leer“.

Sie haben rasende Gedanken, Sorgen, stecken im Hamsterrad und haben keine Ahnung, wie sie da rein geraten sind und wie sie da wieder heraus kommen können.

Sehr häufig arbeite ich auch mit Menschen, die Selbsterfahrung durch Selbsterforschung machen möchten, um stabil in ihrem Leben zu sein. Selbsterfahrung kann man jederzeit machen. Dafür brauchen wir kein Problem zu haben.

Kannst Du uns ein paar Tipps geben wie wir Körper, Geist und Seele im Einklang bringen?

Um Einklang zu erleben,  rate ich, sich besonders um die Selbstfürsorge, die Selbstannahme,Selbstwirksamkeit und vor allem die Selbstregulation zu kümmern.

Das ist NICHT egoistisch.

Du hast sicherlich Methoden, die du einsetzt, wenn du dich schlecht fühlst. Was tust du, wenn dein Energielevel nicht auf dem höchsten Stand ist?

Andrea Löffler: Zunächst einmal denke ich, dass es sicherlich immer einen Grund gibt und dass es auch sein darf, sich „schlecht zu fühlen“. Und dann ist es natürlich auch sinnvoll, selbstwirksam und selbstfürsorglich zu sein:

  • Ich singe! Das hebt meine Stimmung durch das Adrenalin und Dopamin. Es reguliert mein Nervensystem.
  • Ich meditiere
  • Ich schlafe
  • Ich gehe in den Wald
  • Ich suche ein Gespräch mit einer guten Freundin
  • Ich gehe schwimmen (wenn es wieder möglich ist)
  • Ich nehme mir Raum und Zeit für mich
Wie bekommst du bessere Laune?

Definitiv, wenn ich Sprachnachrichten meiner Freundin Claude abhöre.

Was ist Dein Lieblingsort, um abzutauchen?

Mein gelber Ohrensessel, den ich Beppo getauft habe. In diesem Sessel erinnere ich mich immer an Beppo den Straßenkehrer im Buch „Momo“.

Mit welchen Themen, sollten sich die Leser derzeit befassen, um sich persönlich weiterzuentwickeln?
  • Mit Themen des eigenen Lebens.
  • Mit der eigenen Stimme (innere und äußere Stimme)
  • Mit dem eigenen Körper
Zu welche Themen, wirst Du Dir Fachwissen aneignen und Dich weiterbilden?

Andrea Löffler: Ich bilde mich ständig weiter. Das, was gerade ansteht ist das Thema „Trauma“. Für die Arbeit mit Menschen ist das ein wesentliches Thema, zu dem ich mich gern weiterbilde.

Was bedeutet für Dich Spiritualität und Bewusstseinserweiterung?

Für mich ist Spiritualität frei von Religion.

Ich glaube an verschiedene Prinzipien, die uns verbunden sein lassen mit Allem. Es gibt eine Kraft, die alles zusammenhält und dies können wir auch in unserem Alltag sehen:

Unser pysischer Körper kann heilen.

Wir können beobachten, wie sich Wunden wieder schließen, Blumen wachsen, aus Samenzellen und einem Ei erwächst ein Embryo, u.s.w. All diese Wunder sind Bewegungen eines Systems, in dem wir eingebettet sind.

Alles hat Ursache und Wirkung. Sich dessen gewahr zu werden, bringt eine Bewusstseinserweiterung und Achtsamkeit mit sich, die mich wiederum hellhörig oder hellfühlig macht.

Ich glaube daran, dass es sehr viel mehr gibt, als das, was wir mit unseren irdischen Sinnen erkennen können.

Wir Menschen sind spirituelle Wesen und können uns das Gewahrsein dafür zurückholen oder im günstigsten Fall bewahren.

Was tust Du für Deine persönliche Entwicklung?
  • Seit 2006 lasse ich mich regelmäßig in Einzelsessions unterstützen
  • Seit 2012 nehme ich monatlich an einer Supervisionsgruppe teil
  • Seit 2016 habe ich eine Business-Mentorin, mit der ich mich 1x im Monat treffe und austausche
  • Ich nehme regelmäßig an Kongressen, Weiter- und Fortbildungen teil
  • Ich treffe mich regelmäßig mit meiner Peergruppe zur Forschung an den eigenen Themen
  • Ich nehme Gesangsoaching
  • Ich tausche mich täglich mit meiner Freundin und Geschäftspartnerin über die persönlichen Themen aus.
Zum Schluss für unsere Leser, wie finden wir unseren spirituellen Weg?

Andrea Löffler: Das ist ein ganz individueller Weg, zu dem ich lieber einladen möchte, als zu sagen „so und so geht das“.

Mit offenen Augen durch das Leben gehen und die Wunder dieses Lebens betrachten, das wäre ein Anfang und eine Möglichkeit. Es kann auch hilfreich sein, sich einen bewussten Raum zu schaffen, in dem wir eine Kerze anzünden, meditieren oder in der Stille in uns hinein lauschen.

Lauschen, innehalten und in Betracht ziehen, dass wir dann eine Verbundenheit mit dem Universum oder dieser besonderen Kraft wahrnehmen. Auch in tiefen Gesprächen kann diese Verbundenheit spürbar werden.

Beim singen oder hören eines Musikstücks.

In Büchern wird oft das Wort „Gott“ gebraucht. Wer einen Widerstand gegen diese Bezeichnung hat, kann in allem, was er/sie liest, dieses Wort ersetzen durch Energie, Universum oder Kraft.

Dieser Widerstand hält davon ab, sich dem Erleben der eigenen Spiritualität zu öffnen. Spiritualität ist zum Glück gar nichts Abgehobenes, wie oft Vorurteile vermitteln. Es ist bodenständig und findet sich im Alltag wieder.

Ich wünsche allen Leser/innen eine schöne Entdeckung!

Ich bin auf der Erde wie ein kleiner Tropfen im Meer und doch braucht dieses Meer mich, damit es in seiner Ganzheit existieren kann.

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