Menschen lesen und beeinflussen zu können und ohne ein näheres Kennenlernen zutreffende Aussagen über sie machen zu können, ist eine wichtige Fähigkeit, die in vielen Bereichen des Lebens von Vorteil sein kann – sei es im persönlichen oder beruflichen Umfeld. Dieses sogenannte „Cold Reading“ ist eine Technik, die es ermöglicht, andere Menschen zu beeinflussen, ohne sie wirklich zu kennen.
In diesem Artikel werden wir uns genauer mit Cold Reading beschäftigen und seine Anwendung, Funktionsweise, Ethik und Grenzen diskutieren.
Mentalisten und Co.: Was ist Cold Reading?
Wer die beliebte Krimiserie „The Mentalist“ kennt, sollte mit dem Fachausdruck des Cold Readings bereits vertraut sein.
Cold Reading bezieht sich auf eine Technik, die es Menschen ermöglicht, durch Beobachtung und Interpretation von Verhaltens- und Ausdrucksweisen andere Menschen zu beeinflussen, ohne sie wirklich zu kennen.
Die Fertigkeit wird oft von Psychologen, Mentalisten, Wahrsager und Astrologen angewendet, um ihre Zuschauer und Kunden zu beeindrucken und zu unterhalten.
Die Grundlagen der Fertigkeit basieren auf der Idee, dass Menschen bestimmte Verhaltens- und Ausdrucksweisen aufweisen, die auf ihre Persönlichkeit und Emotionen hinweisen. Diese Verhaltensweisen können verwendet werden, um Informationen über die Person zu sammeln und sie zu beeinflussen.
Vorhandenes Wissen über den Gesprächspartner nutzen: Wie funktioniert Cold Reading?
Die Fertigkeit kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden, aber im Allgemeinen gibt es drei Haupttechniken, die man bereits mit grundlegender Menschenkenntnis durchführen kann:
- Barnum-Effekt,
- Shotgunning und
- Rainbow-Reading
Barnum-Effekt: Die psychologische Funktion hinter vagen Beschreibungen
Beim Barnum Effekt werden allgemeine Aussagen gemacht, die bei fast jeder Person gelten können. Zum Beispiel könnte ein Cold Reader sagen:
„Sie sind eine sehr sympathische Person, die von anderen gemocht wird, aber manchmal etwas unsicher ist.“
Diese Aussage ist so allgemein gehalten, dass sich zwar der Proband, aber auch auf fast jede andere Person damit identifizieren kann.
Für die Anwendung dieses Effekts braucht man kein wirkliches Wissen über den Gesprächspartner, aber man schafft es dadurch den Eindruck eines vorhandenen Wissens zu erwecken. Der Barnum Effekt wurde vom bekannten Psychologen Bertram Forer bereits in den 1940ern untersucht.
Shotgunning: Die nächste Stufe des Cold Readings
Shotgunning ist ein Trick, bei dem eine Reihe von Aussagen gemacht werden, von denen jede ein wenig spezifischer ist als die vorherige. Der Cold Reader kann zum Beispiel sagen:
„Sie haben kürzlich eine schwere Zeit durchgemacht, aber Sie sind jetzt bereit, weiterzumachen und neue Möglichkeiten zu erkunden. Sie haben ein starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit, aber Sie haben auch enge Beziehungen zu einigen wenigen Menschen.“
Auch hier sind die Aussagen allgemein genug, um auf viele Menschen zuzutreffen, aber spezifisch genug, um einen Eindruck von persönlichem Wissen zu vermitteln und den Probanden zu verblüffen.
Rainbow Reading: Die Technik, um die Persönlichkeit anderer besser zu verstehen
Beim Rainbow-Reading gibt der Cold Reader eine Reihe von Informationen preis, die anscheinend zufällig sind, aber in Wirklichkeit auf die Person zutreffen. Zum Beispiel könnte er sagen:
„Ich sehe, dass Sie kürzlich einen Verlust erlitten haben. Vielleicht jemand, den Sie sehr geliebt haben?“
Wenn die Person daraufhin zustimmend nickt, kann der Cold Reader weitermachen und spezifischere Aussagen machen, die auf den Verlust hinweisen.
Dies wird helfen den Eindruck zu generieren, dass man einen Hellseher vor sich sitzen hat, aber es geht eigentlich eben darum in diesen interviewartigen Situationen ohne wirkliches Wissen über den Gesprächspartner, bei diesem den Eindruck zu erwecken, dass man seine Gedanken lesen könne.
Anwendung von der Technik des Cold Reading
Die Kunst der Psychologie wird in vielen Bereichen des Lebens eingesetzt, insbesondere in der Unterhaltungsbranche und in der Werbung.
Es ist auch in der Therapie und Beratung weit verbreitet. Einige Menschen nutzen die Fertigkeit, um andere zu beeinflussen, während andere sie verwenden, um ihr eigenes Leben besser zu verstehen.
Wenn du dich aber davor schützen möchtest, solltest du dir bewusst sein, dass es sich um eine Anwendung handelt, die darauf abzielt, Informationen von dir zu sammeln, um dich zu beeinflussen.
Achte daher auf allgemeine Aussagen und sei vorsichtig bei der Weitergabe von persönlichen Informationen.
Auf der anderen Seite kann Cold Reading auch ein nützliches Hilfsmittel sein, um andere Menschen besser zu verstehen und Beziehungen aufzubauen. Indem du auf Verhaltens- und Ausdrucksweisen achtest, kannst du ein besseres Verständnis für die Persönlichkeit und Emotionen einer Person entwickeln.
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Cold Reading als Beruf: Ein Mentalist im echten Leben
Es gibt eine Handvoll bekannter Cold Reading-Experten, die sich auf die Kunst spezialisiert haben und diese in verschiedenen Bereichen des Lebens anwenden.
Ein bekannter Experte auf diesem Gebiet ist Mentalist Timon Krause, ein deutscher Illusionist und Autor. Krause hat zahlreiche Bücher über Cold Reading und verwandte Themen veröffentlicht, und seine Expertise wird von vielen Menschen in der Unterhaltungsbranche und im Mentalismus sehr geschätzt.
In seinen Büchern erklärt Krause die Kunst des Manipulierens und hat durch seine Arbeit dazu beigetragen, das Bewusstsein für derartige Tricks und deren Anwendungen zu erhöhen und die Technik in verschiedenen Bereichen des Lebens bekannt zu machen.
Ein weiterer bekannter Mentalist ist Derren Brown. Brown ist ein britischer Entertainer und Autor, der für seine beeindruckenden Fähigkeiten in Bereichen wie Gedankenlesen und Hypnose bekannt ist. Er hat zahlreiche erfolgreiche Bühnenshows und Fernsehsendungen produziert und ist in der Unterhaltungsbranche sehr angesehen.
Brown ist auch ein Verfechter der skeptischen Bewegung und hat sich oft gegen paranormale Behauptungen und Betrug ausgesprochen.
Seine Arbeit hat dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Tricks von Mentalisten zu schärfen und die Öffentlichkeit über die Tricks und Täuschungen aufzuklären, die in der Branche eingesetzt werden können.
Die Ethik von Cold Reading
Die Anwendung von Cold Reading ist nicht unumstritten, da sie oft als Täuschung angesehen wird. Einige Menschen betrachten es als unethisch, andere zu beeinflussen, indem sie allgemeine Aussagen treffen und so tun, als hätten sie spezifische Informationen über sie.
Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Verletzung der Privatsphäre und des Missbrauchs von Vertrauen.
Es ist wichtig, dass du sich bewusst bist, dass Cold Reading Grenzen hat. Es ist keine zuverlässige Methode, um spezifische Informationen über eine Person zu erhalten, und es sollte nicht als Ersatz für echtes Wissen und Verständnis verwendet werden.
Man sollte auch bedenken, dass dieses Verfahren keine Erfolgsgarantie für Beziehungen oder Interaktionen darstellt.
Kalt gelesen, warm analysiert: Ein Fazit zum Thema Cold Reading
Cold Reading ist eine Fertigkeit, die es Menschen ermöglicht, andere zu beeinflussen, ohne sie wirklich zu kennen. Obwohl es in vielen Bereichen des Lebens eingesetzt wird, ist es auch umstritten und sollte mit Vorsicht angewendet werden.
Wenn du diese Fertigkeit nutzen möchtest, um andere besser zu verstehen, achte darauf, dass die Privatsphäre der Person nicht zu verletzen und nicht aufdringlich zu werden.
Wenn du dich vor Cold Reading schützen möchtest, sei vorsichtig mit der Weitergabe persönlicher Informationen und achte auf Verallgemeinerungen in deiner Sprache.
Letztendlich sollte man sich daran erinnern, dass psychologische Manipulation nicht der einzige Weg ist, um Beziehungen aufzubauen und andere Menschen zu verstehen. Es ist nur einer von vielen Tricks, die in bestimmten Situationen nützlich sein können.