Wie kann man ein glückliches Leben führen?
Der 69-jährige buddhistische Mönch Matthieu Ricard gilt Wissenschaftlern zufolge als „glücklichster Mensch der Welt“. Aufgewachsen ist Matthieu Ricard in Frankreich, wo er zunächst am
Pariser Institut Pasteur studiert und anschließend gearbeitet hatte. Schließlich begann er, sich für den Buddhismus zu interessieren und wurde 1978 sogar Mönch. Nach diesem Schritt hat er sein persönliches Glück gefunden – und nicht gerade wenig davon.
Richard Davidson, seines Zeichens Forscher an der Universität von Wisconsin, hatte in Zusammenhang mit einer Studie Ricards Gehirn gescannt. Dabei hatte er festgestellt, dass in der linken Seite von Ricards präfrontalen Kortex eine außergewöhnlich starke Aktivität herrscht.
Im Vergleich dazu war die Aktivität auf der rechten Seite äußerst schwach. Das ist auch der Grund, warum der Mönch als außergewöhnlich glücklich gilt, denn die Gefühle eines Menschen sind umso positiver, je stärker der linke Bereich ausgeprägt ist. Herrschen hingegen auf der rechten Seite starke Aktivitäten, so ist das ein Anzeichen für Depressionen.
Matthieu Ricard verbringt ganze Tage mit Meditation und hält sich selbst ebenfalls für einen glücklichen Menschen – den Titel „Glücklichster Mensch der Welt“ hält er allerdings für übertrieben. Business Insider hatte den Mönch im Rahmen des Weltwirtschaftsforums im Schweizer Davos nach seinem Rezept gefragt, das für einen glücklichen Geist sorgt.
„Wer immer nur an sich denke, würde sein Unglück förmlich heraufbeschwören..“
Nicht immer nur an sich denken führt zu einem glücklichen Leben
Wer immer nur an sich denke, würde sein Unglück förmlich heraufbeschwören; davon ist Matthieu Ricard, der Altruismus für den Schlüssel zum Glück hält, überzeugt. Der Grund: Wenn die Gedanken eines Menschen ausschließlich um sich selbst kreisen und er nur überlegt, was und wie er etwas besser machen könnte, würde sich sehr schnell überanstrengen und fühle sich bald gestresst und unglücklich.
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„Es ist weniger eine Sache der Moral“, erläutert Ricard. „Es liegt einfach daran, dass es erstickend ist, den ganzen Tag über sich selbst nachzudenken. Und es ist schlecht, weil man die restliche Welt als Bedrohung ansieht oder nur in Bezug auf sich selbst wahrnimmt.“
Menschen, die sich besser fühlen wollen, sollten also lieber ihr Heil darin suchen, dass sie anderen Menschen gegenüber Wohlwollen und Güte walten lassen. Dadurch würden sich die Betroffenen nicht nur besser fühlen, auch andere Menschen würden ihnen positiver begegnen.
Das bedeute nun jedoch nicht, dass man sich ausnutzen lassen sollte: „Wenn ihr euren Geist mit Wohlwollen und Güte füllt, mit Begeisterung und Solidarität, dann ist das ein sehr gesunder Zustand für euren Geist“, erläutert der Mönch. „Ihr seid also in viel besserer psychischer Verfassung. Euer Körper wird übrigens auch fitter, das ist bewiesen. Und die Menschen werden euch positiver wahrnehmen.“
Glückliches Leben mithilfe des Trainings des Geistes
Ricard ist davon überzeugt, dass der menschliche Geist ein ebenso diszipliniertes Training braucht, wie der Körper – beispielsweise, wenn jemand einen Marathonlauf machen möchte. Ferner ist er der Meinung, dass in jedem gesunden Menschen das Potenzial stecke, dass er gut und zufrieden sein könne.
Aber genauso wenig, wie es möglich ist, ohne Training einen Marathonlauf durchzustehen, lässt sich der Weg zum Glück nicht problemlos ohne weiteres finden. Auch dazu gehöre Training, wie er es selbst mit Meditation praktiziere.
Denn durch das mentale Training lasse sich das Glückslevel auf eine völlig neue Ebene bringen. „Wenn ich trainiere, werde ich vielleicht nicht Olympiasieger, aber ich kann vermutlich einen Marathon laufen. Ob man Übung hat, macht einen riesigen Unterschied. Wohlwollen, Achtsamkeit, emotionale Ausgeglichenheit und Widerstandsfähigkeit sind Eigenschaften, die wir trainieren können. Insofern kann man sagen, dass ihr Glücklichsein trainieren könnt.
Glückliches Leben führen: „10 bis 15 Minuten Zeit pro Tag nehmen“
Das Training für glückliches Leben: Nur 15 Minuten täglich sind ausreichend
Wer mit dem Training beginnt, sollte sich zunächst zehn bis 15 Minuten Zeit pro Tag nehmen, um sich positiven Gedanken zu widmen. Denn normalerweise kosten Menschen einen glücklichen Moment nur für einen kurzen Augenblick aus, bevor sie sich wieder anderen Dingen widmen.
Ricards Rat lautet also, die glücklichen Momente etwas auszudehnen. Wenn diese Übung konsequent wiederholt wird, lässt sich bereits nach zwei Tagen ein positiver mentaler Effekt spüren. Und wer dieses Training über Jahrzehnte hinweg absolviert, hat gute Chancen darauf, ein wahrer Glücksprofi zu werden.
Die These des Mönches wird übrigens auch von Neurowissenschaftlern unterstützt. Richard Davidson kam in seiner Studie zum Schluss, dass schon eine 20-minütige, tägliche Meditation ausreiche, um jemanden glücklicher zu machen.
Hier gibt es ein Video dazu von Matthieu Ricard:
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