Depressionen können viele verschiedene Formen annehmen und nicht immer sind die Symptome offensichtlich. Eine Art der Depression, die oft übersehen wird, ist die hochfunktionale Depression. Menschen, die an dieser Art von atypischen Depression leiden, haben oft eine hohe Leistungsfähigkeit und scheinen in ihrem Leben erfolgreich zu sein.
Doch trotz des äußeren Erfolgs können sie unter innerer Leere, Verzweiflung und Traurigkeit leiden.
Eine hochfunktionale Depression kann daher schwierig zu erkennen und schwer zu diagnostizieren sein, was dazu führt, dass die Betroffenen oft lange Zeit ohne angemessene Behandlung bleiben und sich die Erkrankung immer weiter verstärkt.
In diesem Artikel werden wir uns genauer mit der hochfunktionalen Depression befassen, ihre Symptome und Ursachen betrachten und darüber sprechen, wie man sie behandeln kann.
Was ist eine hochfunktionale Depression?
Hochfunktionale Depression wird eine Art Depression genannt, die Menschen betrifft, die trotz ihrer täglichen Aktivitäten und ihres Erfolgs im Leben an Depressionen leiden. Epidemiologischen Studien zufolge leiden bis zu vier Prozent der Allgemeinbevölkerung unter einer solchen atypischen Depression.
Die Symptome der hochfunktionalen Depression sind ähnlich wie bei anderen Formen von klassischen Depressionen.
Diese Symptome können sich in einer verminderten Stimmung, einem hohen Stresslevel, einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit, Verlust des Interesses an Aktivitäten, die einst als angenehm empfunden wurden, und einem allgemeinen Gefühl von Erschöpfung oder Müdigkeit manifestieren.
Wie unterscheidet sich die hochfunktionale Depression von anderen Formen der Depression?
Die Depression unterscheidet sich von anderen Arten von Depressionen dadurch, dass sie oft von außen schwer zu erkennen ist. Menschen mit einer hochfunktionalen Depression zeigen keinerlei Symptome einer Erkrankung und scheinen äußerlich gesund zu sein.
Merkmale einer hochfunktionalen Depression:
- Teilnahme an sozialen Aktivitäten und Öffentlichkeit
- Leistungsfähigkeit und erfolgreiche Karriere trotz Depression
- Gefühl, dass man sich nicht so fühlt, wie man sollte
- Starke Selbstvorwürfe und hohe Erwartungen an sich selbst
- Unwissenheit über die Notwendigkeit von Hilfe aufgrund fehlender Symptome in der Öffentlichkeit
- Möglicherweise haben sie das Gefühl, dass sie glücklicher oder erfolgreicher sein sollten
Im Gegensatz dazu:
- Personen mit einer anderen Art von Depression können Schwierigkeiten haben, im täglichen Leben zu funktionieren oder ihre Arbeit zu erledigen
- Negative Emotionen und depressive Gedanken können Freizeitaktivitäten belastend machen.
Symptome und Anzeichen: Die atypische Depression erkennen
Eine hochfunktionale Depression ist oft schwer zu erkennen, da die betroffenen Personen trotz ihrer Erkrankung meist erfolgreich in ihrem Beruf und Alltag sind und die typischen Symptome einer Depression somit oft nicht beobachtet werden können.
Allerdings gibt es verschiedene Anzeichen für eine hochfunktionale Depression, die vermuten lassen, dass die Person an einer Depression erkrankt ist.
Erschöpfung und Müdigkeit
Zu den Symptomen einer hochfunktionalen Depression gehören unter anderem ein ständiges Gefühl der Erschöpfung und Müdigkeit, selbst wenn genügend Schlaf vorhanden ist.
Wer an einer hochfunktionalen Depression leidet, erlebt oft auch unter Schlafstörungen, wobei man entweder Schwierigkeiten beim Einschlafen hat oder mitten in der Nacht aufwacht und nicht wieder einschlafen kann.
Dadurch können sich die Betroffen im Alltag oft ausgelaugt und müde fühlen, was für andere oft jedoch kaum zu erkennen ist.
Gefühl von Wertlosigkeit
Eine hochfunktionale Depression kann auch dazu führen, dass die Betroffenen Gefühle von Wertlosigkeit und Hoffnungslosigkeit empfinden.
Obwohl sie in ihrem Beruf und ihrem Leben erfolgreich sind, fühlen sie sich oft nicht gut genug oder haben das Gefühl, dass ihre Leistungen nicht ausreichen. Diese Gedanken können zu Selbstzweifeln führen und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen.
Angstzustände
Hochfunktionale Depressionen können auch mit Angstzuständen einhergehen. Die Betroffenen können sich ängstlich oder besorgt fühlen, ohne dass es dafür einen offensichtlichen Grund gibt.
Sie können auch unter körperlichen Symptomen wie Herzklopfen, Schwindel oder Übelkeit leiden.
Soziale Auswirkungen
Auch auf das soziale Leben kann die Depression Auswirkungen haben. Viele Betroffene können das Interesse an gemeinsamen Aktivitäten und sozialen Kontakten, die sie normalerweise genießen, verlieren und sich zurückziehen.
Familie und Freizeitgestaltung rückt für sie in den Hintergrund, da sie durch die Depression Schwierigkeiten mit den sozialen Situationen bekommen können. Sie können auch Probleme damit haben, neue Beziehungen aufzubauen oder bestehende Beziehungen aufrechtzuerhalten.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder, der unter diesen Symptomen leidet, eine hochfunktionale Depression hat.
Allerdings können diese Anzeichen auf eine Depression hindeuten und sollten nicht ignoriert werden. Wenn diese Symptome über einen längeren Zeitraum auftreten, ist es wichtig, um Hilfe zu bitten und sich an einen Arzt oder Therapeuten zu wenden, um eine Diagnose und eine angemessene Behandlung zu erhalten.
Ursachen der hochfunktionalen Depression
Die Ursachen der Depression sind vielfältig und können sowohl biologische als auch psychologische Faktoren umfassen. Einige der häufigsten Ursachen einer hochfunktionalen Depression sind:
- Genetik: Depressionen können auf genetische Faktoren zurückgeführt werden. Wenn ein Familienmitglied an Depressionen leidet, ist es wahrscheinlicher, dass auch andere Familienmitglieder von der Erkrankung betroffen sind und an hochfunktionalen Depressionen erkranken.
- Chemische Ungleichgewichte im Gehirn: Depressionen können auch auf ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn zurückgeführt werden. Serotonin und Noradrenalin sind zwei der wichtigsten Neurotransmitter, die eine Rolle bei der Stimmungsregulierung spielen. Wenn eine Person an einer Fehlfunktion der Botenstoffe im Gehirn leidet, kann dies dazu führen, dass sie an Depressionen erkrankt.
- Trauma: Ein Kindheitstrauma und andere traumatische Erfahrungen wie Missbrauch, Vernachlässigung oder Verlust können zur Entwicklung einer Depression führen. Trauma kann das Gehirn verändern und dazu beitragen, dass Depressionen auftreten.
- Stress: Langfristiger Stress kann die Entwicklung von Depressionen begünstigen. Wenn ein Mensch unter chronischem Stress steht, kann dies zu einer Überlastung des Körpers führen, was wiederum zu einer Depression führen kann.
- Persönlichkeit: Menschen, die eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur aufweisen, sind möglicherweise anfälliger für Depressionen. Perfektionismus, Empfindlichkeit und ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle können dazu beitragen, dass eine Person anfälliger für Depressionen wird.
- Soziales Umfeld: Soziale Faktoren können ebenfalls zur Entwicklung von Depressionen beitragen. Eine mangelnde Unterstützung durch Freunde und Familie, beruflicher Stress oder Einsamkeit können das Risiko für Depressionen erhöhen.
Menschen, die an einer hochfunktionalen Depression leiden, haben oft Schwierigkeiten, die Symptome zu erkennen und sich selbst als depressiv zu identifizieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass Depressionen nicht das Ergebnis eines „schwachen Willens“ oder eines Mangels an Stärke oder Durchhaltevermögen sind. Depressionen sind eine medizinische Erkrankung, die behandelt werden kann.
Wie kann man hochfunktionale Depressionen behandeln?
Die Behandlung einer hochfunktionalen Depression umfasst in der Regel eine Kombination aus psychotherapeutischen und medikamentösen Ansätzen.
Kognitive Verhaltenstherapie
Eine Form der Psychotherapie, die bei der Behandlung von Depressionen erfolgreich eingesetzt wird, ist die kognitive Verhaltenstherapie (CBT). CBT konzentriert sich darauf, negative Gedanken und Verhaltensmuster zu identifizieren und zu ändern.
Die Therapie kann dabei helfen, die negativen Gedankenmuster zu durchbrechen, die zur hochfunktionalen Depression beitragen können.
Interpersonelle Psychotherapie
Ein weiterer Ansatz ist die Interpersonelle Psychotherapie (IPT), die sich auf die Verbesserung von Beziehungen und die Bewältigung von Problemen im zwischenmenschlichen Bereich konzentriert.
IPT kann besonders hilfreich sein, wenn die hochfunktionale Depression durch Beziehungsprobleme oder familiäre Konflikte ausgelöst wurde.
Antidepressiva
Antidepressiva können auch eine wichtige Rolle bei der Behandlung einer hochfunktionalen Depression spielen. Diese Medikamente können dazu beitragen, die chemische Balance im Gehirn wiederherzustellen und Symptome wie Angst und Traurigkeit zu lindern.
Es ist wichtig zu beachten, dass Antidepressiva nicht bei allen Patienten gleich wirksam sind und dass es oft mehrere Versuche benötigt, um die richtige Medikation zu finden.
Veränderungen im Lebensstil
Darüber hinaus können Veränderungen im Lebensstil dazu beitragen, die Symptome einer hochfunktionalen Depression zu lindern. Regelmäßige Bewegung und körperliche Aktivität können dazu beitragen, den Stress zu reduzieren und die Stimmung zu verbessern.
Ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung können ebenfalls dazu beitragen, die Symptome einer Depression zu lindern.
Soziale Unterstützung
Eine wichtige Rolle bei der Behandlung einer hochfunktionalen Depression spielt auch das soziale Unterstützungsnetzwerk. Freunde, Familie und Kollegen können dazu beitragen, die Betroffenen zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, mit der Depression umzugehen.
Unterstützungsgruppen und Selbsthilfegruppen können auch dabei helfen, die Betroffenen zu motivieren und ihnen die Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die sie benötigen, um mit der Depression umzugehen.
Fazit: Hochfunktionale Depression/ High functioning depression
Eine hochfunktionale Depression ist eine Art von Depression, die oft schwer zu erkennen ist, da die Betroffenen trotz der Krankheit erfolgreich im Leben sind.
Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass Depressionen in vielen verschiedenen Formen auftreten können und dass es Möglichkeiten gibt, Hilfe zu bekommen und sich besser zu fühlen.
Wenn du das Gefühl hast, dass du an einer hochfunktionalen Depression leiden könntest, ist es wichtig, Hilfe zu suchen. Ein Psychiater, Hausarzt oder Therapeut kann helfen, eine Diagnose zu stellen und eine geeignete Behandlung zu empfehlen.
Es ist auch wichtig, ein Unterstützungssystem aufzubauen und Selbstpflege-Techniken zu praktizieren, um die Symptome der Depression zu lindern.
Denk daran, dass es normal ist, Hilfe zu suchen und dass es Wege gibt, sich besser zu fühlen. Du bist nicht allein!